Pharmaaktien unter Druck
Neue Zinssorgen drücken die Wall Street
15.11.2024, 22:59 Uhr
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Ein Impfskeptiker wird künftig das US-Gesundheitsministerium leiten: An der Wall Street lassen Pharmaaktien deshalb kräftig Federn. Und auch sonst sorgen die Zinsaussagen von Fed-Chef Powell für schlechte Stimmung.
Mit teilweise deutlichen Abgaben hat die Wall Street den letzten Handelstag der Woche beendet. Weiterhin wirkte der Zinsdämpfer von US-Notenbankpräsident Jerome Powell vom Vortag nach. Powell hatte gesagt, dass sich die Notenbank angesichts der starken US-Konjunktur mit Zinssenkungen Zeit lassen kann. In der Folge fiel am Zinsterminmarkt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember.
Neue Konjunkturdaten untermauerten die Aussage Powells noch. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Oktober in den USA einen Tick stärker als prognostiziert und der Empire State Index übertraf die Prognose sogar deutlich. Zugleich stiegen die Importpreise entgegen den Erwartungen, was das Thema Inflation wieder belebt und ebenfalls eher gegen Zinssenkungen spricht.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent auf 43.445 Punkte. Der S&P-500 reduzierte sich um 1,3 Prozent und die zinsempfindlichen Nasdaq-Indizes büßten bis zu 2,4 Prozent ein. Dabei wurden an der Nyse insgesamt 964 (Donnerstag: 1043) Kursgewinner gezählt, denen 1841 (1738) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 48 (76) Titel.
Dollar legt nach Daten leicht zu
Für den Dollar ging es nach den US-Daten moderat nach oben. Der Dollar-Index gewann 0,2 Prozent. Idanna Appio, Portfoliomanagerin bei First Eagle, geht davon aus, dass der Dollar stark bleiben wird und dass die Fed die Zinsen langsamer senken wird als bisher angenommen.
Die zehnjährige Rendite zeigte sich kaum verändert. Laut CME-Daten liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed im Dezember die Zinsen bestätigt, bei 42 Prozent gegenüber 35 Prozent in der Vorwoche, während eine Zinssenkung um 25 Basispunkte weiterhin die höchste Wahrscheinlichkeit darstellt.
Die Ölpreise gaben nach. Die Notierungen für Brent und WTI fielen um bis zu 2,4 Prozent. “Eine schleppende chinesische Wirtschaft, gepaart mit der Aussicht auf langsamere Zinssenkungen in den USA, verheißt nichts Gutes für die weltweite Nachfrage”, so Samer Hasn von XS.com. Außerdem seien die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche stärker gestiegen als erwartet, ergänzte der Teilnehmer.
Der Goldpreis verzeichnete den sechsten Handelstag in Folge Abgaben. Teilnehmer verwiesen zur Begründung auf Gewinnmitnahmen, einen stärkeren Dollar und schwindende Zinssenkungshoffnungen nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA. Die Feinunze verlor zum Wochenausklang 0,2 Prozent auf 2.562 Dollar.
Pharmaaktien unter Druck
Unter Abgabedruck standen Pharmaaktien, insbesondere solche von Unternehmen mit Schwerpunkt Impfstoff. Moderna verloren 7,3 Prozent, Biontech 3,7 Prozent und Pfizer 4,7 Prozent. Hintergrund war die Nachricht, dass der als Impfkritiker bekannte Robert F. Kennedy Jr. das Gesundheitsministerium übernehmen soll.
Ein unter der Erwartung ausgefallener Ausblick des Halbleiterindustrieausrüsters Applied Materials drückte den Kurs der Aktie um 9,2 Prozent. Das zog auch die Kurse von Halbleiterherstellern in Mitleidenschaft. Intel gaben um 2,7 Prozent nach, AMD um 2,8 Prozent und Nvidia um 3,3 Prozent. Der Halbleiter-Sektor im S&P-500 verlor 3,4 Prozent.
Tesla gewannen 3,1 Prozent, Rivian sanken dagegen um 2,4 Prozent, nach einem Reuters-Bericht, wonach der designierte US-Präsident Donald Trump eine Steuergutschrift beim Kauf von Elektrofahrzeugen streichen will. Analysten sehen die Rücknahme der Gutschriften für Tesla allerdings als eher neutral an, weil das Unternehmen über die nötige Größe und Kostenstruktur verfüge, um auch ohne die Gutschriften rentabel zu sein.
Domino’s Pizza verloren nach anfänglichen Gewinnen 1,3 Prozent. Treiber war die Nachricht, dass Berkshire Hathaway, das Investment-Vehikel von Anlegerlegende Warren Buffett, einen Anteil an der Pizzakette erworben hat. Bei Ulta Beauty hat Berkhshire Hathaway Aktien verkauft. Der Kurs des Kosmetikunternehmens fiel um 4,6 Prozent.
Palantir Technologies stiegen um 11,1 Prozent. Das Unternehmen will mit seinen Aktien von der New York Stock Exchange an die Nasdaq wechseln und spekuliert darauf, dass das Papier dann in den Nasdaq-100-Index aufgenommen werden könnte. Nach einem Übernahmeangebot für die deutsche Evotec knickte der Kurs des Kaufinteressenten Halozyme um 15,4 Prozent ein. Das Gebot hat ein Volumen von 2 Milliarden Euro.
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