Für sie: Fix und fünfzig
Kate Moss war früher mal das coolste Mädchen der Welt. Allerdings war diese Welt eine andere. Models und Stars sahen wir hauptsächlich auf Fotos, aber nicht palavernd wie in den heute so beliebten Bewegtbildern, also in Reels, Stories und Co. Folgendes haben wir von Kate Moss im Jahr ihres 50. Geburtstags gesehen: eine Autogrammstunde im Buchladen, in einem Leomantel, der zusammen mit dem leicht torkelnden Gang die alte Coolness von früher heraufbeschwören sollte. Dazu eine wirklich peinliche Gucci-Party, wo Kate noch mehr torkelte, oder wie Kenner in der Kommentarspalte meinten: flog („high as a kite“). All das wäre in Ordnung, würde das ewige Partygören-Image noch dem Produkt entsprechen, das Moss uns gleichzeitig in den sozialen Medien zu verkaufen versucht: Cosmoss, eine holistische Beauty-Linie mit Aura-Spray und heilenden Tees.
Um das Ganze irgendwie glaubhaft zu machen, wurden also nicht nur die Zähne dieses ultimativen It-Girls überarbeitet, auch die Augen wirken neuerdings sehr wach. Wie ein aufgeschrecktes Reh läuft das Model jetzt durch Luxuskaufhäuser und sagt hölzerne Marketing-Texte auf. Hier sehen wir sie während der Pariser Modewoche. Der Look ist von Saint Laurent, soll elegant und erwachsen wirken, aber trotzdem auf die alten Vintage-Stilcodes nicht verzichten (Samt). Duftet jetzt, mit den ordentlichen Haaren, aber leider nicht mehr nach Afterhour, sondern nur noch nach Räucherstäbchen. Wenigstens hat sie diesmal den neuen Markenkern getroffen.
Für ihn: Bitte cool lagern!
Was verbinden Angehörige der jungen Generation eigentlich mit dem Namen Lenny Kravitz? Vermutlich vor allem, dass er der irgendwie auffällige Vater von Zoë Kravitz ist und vor einigen Jahren mal durch die sozialen Medien wanderte, weil er einen grotesk dicken Schal trug. Aber sonst? Selbst Menschen aus seiner Altersstufe fällt es ja schwer, einen maßgeblichen Kravitz-Song zu benennen. Seine große Zeit liegt jedenfalls ungefähr 27 Jahre zurück und war selbst damals nur so mittelgroß. Allerdings, das muss man sagen, gehört er zu den wenigen Musikstars, denen die Lagerung in den Sedimentschichten des Rock ziemlich gut bekommt. Zu seiner erstaunlichen Physis kommt bei Kravitz ein modisches Händchen dafür, von den typischen Alterserscheinungen abzulenken.
Der Kleidungsstil des 60-Jährigen wird jedenfalls immer komplexer, wie hier bei der Saint Laurent Show zu sehen ist: Viele Schichten, weiter Stoff, komplizierte Schnörkel, große Brille – der Anteil unversiegelter Hautfläche ist so minimal gehalten wie möglich. Vermutlich ist das das Geheimnis ewiger Jugend im Blitzlicht – den Faltenjägern keine Chance geben, mit jedem Jahr kommt deshalb eine Textilschicht in dunklen Farben dazu. Man erinnere sich, bei Thomas Gottschalk etwa ging der Versuch eher nach hinten los, auch seine Outfits wurden zum Ende der Showtime hin immer flamboyanter, aber auch bunter und die Haare heller – das wirkte insgesamt eher panisch. Da ist das Kravitz-Motto besser: dunkle Fassade und grimmige Miene. Wobei er auf der Bühne ja durchaus auch noch die Lederweste rockt, und zwar, ja, mit nackten Oberarmen.