Als Jennifer Lopez über den roten Teppich auf dem Brooklyn Navy Yard läuft, sitzt Simone Heift drinnen schon in der ersten Reihe. Die Halle, in der Ralph Lauren seine Frühjahrskollektion 2024 zeigt, haben Innenarchitekten in eine Edel-Scheune verwandelt: Holzböden, Kronleuchter, abgehängte Decken, alles soll an Laurens Ranch in Colorado erinnern. Jennifer Lopez’ offene Plattform-Heels, überzogen mit rosa Samt, klackern auf den Dielen, Simone Heifts hochhackige schwarze Sandalen auch. Die Chef-Einkäuferin des Berliner Kaufhauses KaDeWe ist zum Arbeiten hier: Sie entscheidet, was im Frühling im Schaufenster hängt.
Der Termin in Brooklyn ist für Heift einer von Dutzenden auf der New York Fashion Week, und doch ist es ein besonderer Abend. Kaum eine Schau erwarteten Journalisten, Einkäufer, Konkurrenten dieses Jahr mit so viel Spannung – hatte der 83 Jahre alte Ralph Lauren doch zuletzt 2019 eine Kollektion auf der Modewoche in seiner Heimatstadt präsentiert.
Jennifer Lopez trägt ein fließendes Kleid in Pastelltönen, das Oberteil geschnitten wie eine langärmlige Bluse, halb transparent, dazu einen Westerngürtel mit Lauren-Logo. Als sie an den Stuhlreihen vorbeiläuft, trotz der Hitze mit einem Fell-Mantel über dem Arm, folgen ihr junge Leute mit gereckten Handys. Die Sängerin scheint gut gelaunt, sie dreht sich im Gehen, streicht die Haare aus dem Gesicht, lacht in die Telefonkameras. Die Bewunderer sind keine Fans von der Straße, sie sind Influencer, Einkäufer, Branchen-Insider. Neben Lopez sitzt die Schauspielerin Diane Keaton, nicht weit davon nehmen Gabrielle Union, James Marsden und Robin Wright auf cremefarben bezogenen Stühlen Platz. Wo früher am Ufer des East River Schiffe gebaut wurden und nun Start-ups zu Hause sind, soll heute Abend das Zentrum der Modewelt sein.
Einige Minuten zuvor drängten sich die Gäste noch im Foyer, Champagnergläser in den Händen. Schauspielerin Laura Dern und Musikerin Sheryl Crow unterhielten sich lachend, ab und an lief jemand vorbei, den man von irgendwoher kennt. Nein, vollkommen cool müsse da niemand bleiben, die Begeisterung für den Moment, für den Glamour, die gehöre schon dazu, sagt Simone Heift, auch sie in Ralph Lauren, schwarzer Anzug, weiße Bluse. Vieles ist bei der Fashion Week für Heift durchgetaktete Zeit, ein Abend wie dieser ist wie eine Belohnung. Dann ist die Arbeit der Traumjob, auch nach vielen Jahren noch.
Heift ist seit zehn Jahren Einkäuferin der KaDeWe-Gruppe und gehört heute zur Geschäftsleitung. Sie bestimmt nicht nur die Linie des Stammhauses in Berlin mit – zum KaDeWe zählen auch das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg, demnächst kommen das Carsch-Haus in Düsseldorf und das Lamarr in Wien dazu. Als Heift anfing, auf der ganzen Welt Designerkleidung für die Gruppe einzukaufen, waren internationale Modeschöpfer dort noch die Ausnahme. Das KaDeWe-Image war ein bisschen angestaubt, ein Kaufhaus eben, nicht zu vergleichen mit den glamourösen „Department Stores“ in anderen Ländern, Harrods in London zum Beispiel oder Barneys in New York. Mit ihnen in einem Atemzug genannt zu werden war das Ziel. Heute will das KaDeWe für Luxus stehen, und Designermarken verkaufen dieses Image wie nichts sonst.