Menschen neigen dazu, den Hals nicht vollzukriegen, immer mehr haben zu wollen. Viele macht das unzufrieden, einige aggressiv. Der Philosoph Erich Fromm schreibt in seinem Hauptwerk „Haben oder Sein“ darüber und erklärt, dass es glücklicher mache, sich darüber zu definieren, wer man ist, statt über das, was man besitzt.
Seine Gedanken sind damit sowas wie der Gegenentwurf zum heutigen Influencerdasein, das auf ständiges Wachstum ausgelegt ist: mehr Reichweite, mehr Follower, mehr Kooperationen, mehr Geld. Trotzdem empfahl Bianca Heinicke, besser bekannt als „Bibis Beauty Palace“, Fromms Lektüre kürzlich ihren Followern. Dabei war Heinicke jahrelang selbst die Königin des Konsums.
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Millionen Menschen folgen Bibi auf Youtube. 8,5 Millionen Follower hat sie auf Instagram.
In den Zehnerjahren ist sie nicht nur eine der ersten Youtuberinnen in Deutschland mit großer Anhängerschaft, sondern auch eine der ersten, die in ihre Videos unauffällig Werbung integriert. Ihrem Youtube-Kanal folgen knapp sechs Millionen Menschen. Ihnen empfiehlt sie Klamotten, Wimperntusche, zeigt, wie sie mit geschlossenen Augen wahllos Artikel in einen Amazon-Warenkorb lädt, präsentiert Autos, Häuser und einmal sogar ihre neue Nase. Parallel prägt Heinicke eine Generation. Ihre Darstellung von Spaß, Romantik, Beziehungsleben, gemeinsamem Wohnen und Kinderkriegen flimmert über den Bildschirm in hunderttausende Jugendzimmer.