Körperkunst unter Vollnarkose: Hier gibt’s Tattoos für Angsthasen
In der Schönheitsklinik „Uniqueaesthetics“ in Unna tätowiert Ted seine Kunden unter Vollnarkose. Kundin Angelina durfte für einen Werbefilm Probeliegen
Von: Charlotte Mahncke und Andreas Wegener
08.04.2024 – 07:24 Uhr
Kamen/Unna (NRW) – Jeder, der sich schon einmal ein Tattoo stechen lassen hat, kennt den Schmerz, der durch den Körper geht, wenn die Nadel immer wieder die Haut durchsticht. Für wen „Zähne zusammenbeißen“ in diesem Fall nicht infrage kommt, hat Tätowierer Ted Bartnik (45) aus Kamen (NRW) jetzt die Lösung: ein Tattoo unter Vollnarkose – ganz ohne Schmerzen.
Eine Kundin, die in einer Schönheitsklinik arbeitet und den neuen Trend aus den USA in TikTok-Videos gesehen hatte, brachte Ted auf die Idee. „Kunden hatten schon öfter angefragt, ob das Tätowieren unter Vollnarkose bei mir im Studio möglich wäre. Da dachte ich mir, ich sollte es möglich machen“, sagt er.
Gerade bei Großprojekten könnten zwei bis drei Tätowierer gleichzeitig an einem Tattoo arbeiten und es nicht in mehreren Sitzungen, sondern während einer längeren Narkose fertigstellen.
Seit 15 Jahren betreibt Ted sein Tattoostudio „Surf Ink“ in Kamen. Jetzt bietet er auch Tattoos unter Vollnarkose an
Kurzerhand stellte seine Kundin einen Kontakt zur Beauty Klinik „Uniqueaesthetics“ in Unna für ihn her. „In einem Erstgespräch in der Klinik haben wir alle Möglichkeiten besprochen und die Risiken abgewägt“, erklärt der Tattoo-Künstler.
Um ein Tattoo unter Vollnarkose zu bekommen, bedarf es einiger Vorbereitung. „Kunden müssen sich vor dem Eingriff – wie vor anderen Operationen auch – einem Gesundheitscheck unterziehen. Während der Narkose muss ein Facharzt den Patienten engmaschig überwachen und ihm auch nach dem Eingriff bei möglichen Komplikationen zur Seite stehen.“
In der Schönheitsklinik werden Ärzte die Narkose während der Tattoo-Sitzungen überwachen
Ted zu BILD: „Vor allem richtet sich das Angebot an Kunden, die aufgrund von Erkrankungen wie zum Beispiel Epilepsie, Angstzuständen und Nadelphobien nicht tätowiert werden können“.
Aber auch jeder andere Tattoo-Begeisterte darf unter Vollnarkose unter die Nadel. Für Sonja Edel (37), die seit Jahren Stammkundin in Teds Tattoostudio „Surf Ink“ ist, geht mit dem neuen Angebot ein Traum in Erfüllung.
Ihr Ziel ist es, irgendwann ihren gesamten Körper voll tätowiert zu haben. „An manchen Körperstellen sind die Schmerzen kaum auszuhalten – eine Narkose macht alles unkomplizierter“, erklärt sie.
Die Vorbesprechung für das Tattoo unter Vollnarkose findet im Tattoostudio in Kamen statt
Angst hat sie vor dem Eingriff nicht. „Ich wurde schon oft operiert und habe die Narkose immer gut vertragen. Natürlich weiß ich, dass es zu Risiken kommen kann. Das ist es mir aber wert“, erklärt sie im Gespräch mit BILD.
Die Schaustellerin aus Bönen (NRW) möchte unter Vollnarkose ein Porträt des germanischen Gottes Odin auf ihrem rechten Oberschenkel verewigen und wartet auf einen Termin in der Schönheitsklinik. Dort soll das circa 25 Zentimeter große Tattoo demnächst gestochen werden.
Auf dem Oberschenkel möchte Sonja Edel sich ein Porträt vom germanischen Gott Odin stechen lassen
Vorher findet jedoch die Vorbesprechung im Tattoostudio statt. „Das Motiv wird ausgewählt und probeweise auf dem Körperteil platziert“, erklärt sie. Alles muss für die Klinik vorbereitet sein.
„Der Tätowierer bringt zum Termin dann alle Maschinen, Vorlagen und Farben, die er braucht mit“, erklärt Ted.
Gemeinsam mit seiner Kundin bespricht Ted die Wünsche für das neue Tattoo. Probeweise wird eine Vorlage auf die Körperstelle geklebt
3500 Euro hat Sonja inzwischen für all ihre Tattoos ausgegeben. Für das Nächste unter Vollnarkose muss die Mutter von zwei Kindern tief in die Tasche greifen. Neben den circa 600 Euro für das Motiv kommt noch der Preis für die Narkose dazu. Die Klinik berechnet dafür 194 Euro plus 75 Euro für jede weitere angefangene Stunde.
Bei einer Sitzung von vier Stunden, die Ted für das Motiv von Sonja benötigt, wird der Preis bei knapp über 1000 Euro liegen. Ein teurer und risikobehafteter Spaß, der gut überlegt sein muss.