Berlin. Es gibt verschiedene Arten von Hyaluronsäure, die alle unterschiedlich wirken. Welche eignet sich für die Faltenbehandlung am besten?
Das Versprechen der Hersteller ist groß: Hyaluronsäure soll die Feuchtigkeitsspeicher der Haut auffüllen und Falten verschwinden lassen. Was dabei aber häufig unterschlagen wird: Es kommt darauf an, welche Art von Hyaluronsäure im Produkt verarbeitet ist. In der Hautpflege erzielt man mit Hyaluron nur dann eine faltenglättende Wirkung, wenn man auf die richtige setzt.
Was ist Hyaluronsäure?
Bei Hyaluronsäure handelt es sich um einen Mehrfachzucker (Polysaccharid), den unser Körper selbst herstellt – in der Haut, im Bindegewebe, in Knorpeln, Gelenken und Bändern. Die Hauptfunktion von Hyaluronsäure im Körper ist es, Wasser zu binden. Das ermöglicht unter anderem einen reibungsfreien Ablauf in den Gelenken und hält die Haut straff und elastisch.
Bereits ab dem 25. Lebensjahr fährt der Körper die Hyaluronsäureproduktion herunter. Stress, UV-Strahlung und Umwelteinflüsse können die Abwärtsspirale beschleunigen. Mit zunehmendem Alter leiden darum viele Menschen an Gelenkbeschwerden. Aber auch die Haut verändert sich, wenn immer weniger Hyaluronsäure verfügbar ist. Sie erschlafft und verliert Feuchtigkeit – es entstehen Falten.
Hyaluronsäure und ihre Wirkung auf die Haut
Wenn der Körper nicht mehr genügend Hyaluronsäure bildet, können Pflegeprodukte mit Hyaluron den Mangel ausgleichen. In den 1980er-Jahren wurde Hyaluronsäure erstmals als Beauty-Wirkstoff entdeckt. Seitdem hat sich viel getan: Wurde die Substanz damals noch aus Hahnenkämmen extrahiert, wird sie heutzutage aus Bakterienstämmen gewonnen und für eine große Bandbreite an Produkten eingesetzt. Besonders in Gesichtscremes und Seren findet Hyaluronsäure häufig Anwendung.
Wird Hyaluronsäure regelmäßig auf die Haut aufgetragen, ergeben sich daraus einige positive Effekte. Dank ihrer wasserbindenden Eigenschaften, verbessert Hyaluronsäure den Feuchtigkeitshaushalt der Haut. Trockenheit und Spannungsgefühle nehmen ab und leichte Falten werden aufgepolstert. Die Haut erscheint dadurch frischer und straffer.
Welche Hyaluronsäure ist die beste gegen Falten?
Nicht jedes Produkt, das Hyaluron enthält, hat einen hautglättenden Effekt. Das liegt daran, dass es zwei verschiedene Formen von Hyaluronsäure gibt, die jeweils unterschiedliche Wirkungsweisen haben.
- Langkettige Hyaluronsäure besteht aus so großen Molekülen, dass sie nur auf der Hautoberfläche wirken kann. Sie legt sich auf die Haut und versorgt sie schnell mit viel Feuchtigkeit.
- Niedrigkettige Hyaluronsäure ist wirksamer, da sie mit ihren kleinen Molekülen die tieferen Hautschichten erreicht. Dort bindet sie Feuchtigkeit, wodurch die Haut aufgepolstert wird und leichte Falten zurückgehen.
Gegen leichte Falten ist niedrigkettige Hyaluronsäure effektiver. Allerdings lassen sich auch mit ihr keine dauerhaften Effekte erzielen. Sobald das Pflegeprodukt abgetragen wird, ist von der optischen Hautverjüngung nicht mehr viel zu sehen.
Hyaluronsäure in der Gesichtspflege
Für die Hautpflege kann Hyaluronsäure auf verschiedene Weise angewendet werden. Es kommt darauf an, auf welches Produkt man zurückgreift. Qualitativ hochwertige Produkte enthalten mindestens ein Prozent reines Hyaluron, das durch weitere pflegende Wirkstoffe wie Vitamin C oder Vitamin E ergänzt wird.
Eine hohe Konzentration an Hyaluronsäure findet sich vor allem in Seren, die in der Pflegeroutine immer als erstes angewendet werden sollten. Wichtig dabei: Die Haut sollte nach der Reinigung des Gesichts noch leicht feucht sein – so kann sie die Hyaluronsäure besser aufnehmen.
Profitiert die Haut von Hyaluronsäure in Lebensmitteln?
Nicht nur im menschlichen Körper, sondern auch in vielen tierischen Lebensmitteln kommt Hyaluronsäure vor. Dazu gehören unter anderem Makrelen und Knochenbrühe, die aus Knorpelgewebe von Hühnern, Rindern oder Schweinen gewonnen wird.
Die Wissenschaft hat noch keine abschließende Antwort darauf, wie Hyaluronsäure im menschlichen Körper verstoffwechselt wird. Ob die aus Lebensmitteln aufgenommene Hyaluronsäure tatsächlich im Bindegewebe und in der Haut ankommt, ist also fraglich.
Wissenschaftlich erwiesen ist aber, dass Knochenbrühe wirksam gegen Falten ist. Das wird nicht auf die Hyaluronsäure, sondern auf das enthaltene Kollagen zurückgeführt, das ein wesentlicher Bestandteil des Bindegewebes ist.
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Hyaluronsäure: Bringt die Einnahme von Pulver und Kapseln etwas?
Neben Pflegeprodukten für die Haut gibt es auch Hyaluronsäure-Pulver und -Kapseln. Auch hier stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit, speziell gegen Falten. Eine japanische Studie von 2014 weist darauf hin, dass Hyaluronsäure zum Einnehmen Menschen mit trockener Haut helfen könnte.
Es gibt auch Studien, die einen faltenglättenden Effekt nachgewiesen haben wollen. Das Problem: Hinter diesen Studien stecken häufig Unternehmen, die Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure herstellen. Oder die Probandenzahl der Studien ist so klein, dass sich daraus keine allgemeingültigen Aussagen ziehen lassen.
Welche Wirkung Hyaluronsäure zum Einnehmen auf die Haut hat, lässt sich darum nur im Selbstversuch herausfinden.
Hyaluronsäure: Injektionen für eine dauerhafte Wirkung
So viel Hyaluronsäure auch drin steckt: Kein Pflegeprodukt schafft es, die Haut langfristig von Falten zu befreien. Das ist nur durch Injektionen möglich. Besonders beliebt ist die Hyaluronsäure-Behandlung für den Volumenaufbau in Wangen und Lippen und zur Beseitigung von leichten und tiefen Falten. Aber auch Narben, Hautdellen und Asymmetrien im Gesicht lassen sich mit Hyaluron-Injektionen behandeln.
Je nach Anwendungsgebiet kommen verschiedene Arten von Hyaluronsäure zum Einsatz, die sich dadurch unterscheiden, wie stark die Moleküle miteinander vernetzt sind. Vernetztes Hyaluron ist stabiler und hat einen länger andauernden Effekt als unvernetzte Hyaluronsäure:
- Unvernetzte Hyaluronsäure: Verbessert die Elastizität der Haut und wird oberflächlich zur Behandlung von leichten und Linien injiziert. Die Wirkung hält einige Wochen an.
- Leicht vernetzte Hyaluronsäure: Eignet sich auch für die Behandlung von tiefen Falten und zum Volumenaufbau in den Lippen. Das Hyaluron wird in die tiefen Hautschichten befördert und wirkt dort bis zu neun Monate.
- Mittelvernetzte Hyaluronsäure: Damit werden tiefe Falten behandelt und das Gesichtsvolumen aufgebaut. Hält mindestens neun Monate an.
- Hochvernetzte Hyaluronsäure: Hat den stärksten auffüllenden Effekt und wird unter anderem bei Narben und Dellen eingesetzt. Vom Ergebnis hat man bis zu 12 Monate etwas.
Welche Nebenwirkungen hat Hyaluronsäure?
Als Zusatz in Pflegeprodukten für die Haut verursacht Hyaluronsäure keinerlei Nebenwirkungen. Das unterscheidet sie von anderen Beauty-Wirkstoffen, die zum Teil zu Hautirritationen und Rötungen führen können, wie etwa Retinol.
Wird Hyaluron hingegen injiziert, können Nebenwirkungen tatsächlich auftreten. Das liegt aber weniger an dem Wirkstoff als vielmehr an den Injektionen. In den ersten Tagen schmerzt die behandelte Stelle; es entstehen nicht selten blaue Flecken und Schwellungen, die einige Tage anhalten können. Besonders nach einer Lippenbehandlung sind solche Beschwerden häufig, da die Haut an der Lippe dünn und empfindlich ist.
Kann man allergisch auf Hyaluron reagieren?
Da Hyaluronsäure sowohl in Pflegeprodukten als auch für Unterspritzungen synthetisch hergestellt wird, also nicht tierischen Ursprungs ist, und im Körper selbst vorkommt, sind allergische Reaktionen unwahrscheinlich – wenn auch nicht ganz ausgeschlossen. In die Haut injizierte Hyaluronsäure kann in seltenen Fällen Symptome auslösen, die einer Nesselsucht ähneln, wie Juckreiz, Brennen und Rötungen. Nach wenigen Stunden klingen die Beschwerden aber meist von alleine ab.