Berlin. Koreanische Hautpflege soll zu makelloser Haut verhelfen. Was steckt hinter dem Beauty-Trend? Unsere Expertin Dr. Emi Arpa weiß mehr.
In den sozialen Medien wird koreanische Hautpflege seit Jahren gefeiert. Videos mit den Hashtags Korean Skincare oder K-Beauty werden millionenfach abgerufen. Zu sehen sind meist junge Frauen, die ihre fein abgestimmte Pflegeroutine präsentieren.
Das ehrgeizige Ziel der Anhängerinnen: Sie wollen glass skin, eine makellose, ätherisch leuchtende Porzellanhaut. Für die meisten Menschen ist dieses Ziel zweifellos unerreichbar. Dennoch hat koreanische Hautpflege für jeden Hauttypen etwas zu bieten. Was das ist, erklärt unsere Expertin – die Dermatologin Dr. Emi Arpa aus Berlin.
Koreanische Hautpflegeprodukte sollen Porzellanhaut ermöglichen
Immer wieder hört man, dass Frauen aus asiatischen Ländern länger jung aussehen. Das ist auch wissenschaftlich gut untersucht. Eine viel zitierte Studie aus dem Jahr 2005 ergab, dass Asiatinnen unter 50, gemessen an ihrem Hautzustand, rund zehn Jahre jünger aussehen als gleichaltrige Europäerinnen. Welche Umstände dafür verantwortlich sind, ist nicht endgültig geklärt. Oft wird neben der Ernährung auch die Hautpflege als Erklärung herangezogen. Eindeutige Belege gibt es dafür nicht.
Fakt ist aber, dass in asiatischen Ländern, allen voran in Südkorea, ein ganz spezielles Schönheitsideal vorherrscht: Viele junge Koreanerinnen streben nach einem perfekten Teint – nach Porzellanhaut, auf der nicht eine Pore zu sehen sein soll. Koreanische Pflegeprodukte sind so konzipiert, dass sie den Konsumentinnen dabei helfen, diesem Ideal näherzukommen.
Das steckt hinter koreanischer Hautpflege
Aber was genau macht koreanische Hautpflege so besonders? Dr. Emi erklärt: „Eine Besonderheit ist die Verträglichkeit der meisten Produkte. In K-Beauty Produkten wird seltener mit hoch konzentrierten Wirkstoffen, die potenziell reizen könnten, wie Retinoiden, gearbeitet.“
Stattdessen werden häufig Inhaltsstoffe verarbeitet, die aus heimischen Pflanzen gewonnen werden, etwa aus Ginseng, Aloe vera, Grünem Tee oder schwarzem Reis. Der bekannteste (und exotischste) Vertreter koreanischer Hautpflege ist Schneckenschleim, der als Wundermittel gegen Falten gehandelt wird.
Eine wichtige Rolle in der koreanischen Hautpflege spielen zudem Fermente. In der koreanischen Esskultur sind fermentierte Lebensmittel wie Tofu, Kimchi oder Miso fester Bestandteil. Man weiß, dass sie nicht nur die Darmgesundheit stärken, sondern auch zu einem gesunden Hautbild beitragen können. Darum finden Fermente auch in Pflegeprodukten immer mehr Anwendung.
Dr. Emi, die selbst fermentierte Hautpflegeprodukte entwickelt hat, erklärt: „Bei der Fermentation werden pflanzliche Wirkstoffe durch Mikroorganismen in kleinere Moleküle aufgespalten. Auf diese Weise wird die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe im fermentierten Endprodukt erhöht.“ Die Haut kann die Pflegewirkstoffe demnach besser aufnehmen.
Laut Dr. Emi können Fermente:
- Rötungen und Irritationen abmildern
- die Hautbarriere stärken
- die Hautdurchfeuchtung verbessern
- den pH-Wert der Haut stabilisieren
- vor oxidativem Stress schützen
Koreanische Hautpflege-Routine in 10 Schritten
Von der Hautpflege, so wie wir sie kennen, unterscheidet sich koreanische Hautpflege nicht nur durch ihre Inhaltsstoffe. Auch die Pflegeroutine ist speziell. Möchte man diese eins zu eins umsetzen, sollte man viel Disziplin aufbringen. Grundlage der koreanischen Hautpflegeroutine ist nämlich eine aufwändige Layering-Methode, bei der verschiedene Produkte mit jeweils unterschiedlichen Wirkstoffen Schicht für Schicht auf das Gesicht aufgetragen werden. Dabei beginnt man mit dem flüssigsten Pflegeprodukt und arbeitet sich bis zur reichhaltigsten Formulierung vor.
Die Layering-Methode ist mittlerweile auch in westlichen Ländern angekommen. In der koreanischen Hautpflegeroutine wird sie aber auf die Spitze getrieben – denn sie besteht aus insgesamt zehn verschiedenen Schritten, die allesamt „zur Durchfeuchtung der Hautbarriere dienen“, so Dr. Emi.
Das sind die 10 Schritte der koreanischen Hautpflege-Routine:
- Reinigungsöl: Entfernt Make-up-Reste, ohne das Gesicht auszutrocknen.
- Reinigungsschaum: Befreit die Poren schonend von Schmutz und Ablagerungen.
- Peeling: Sorgt dafür, dass abgestorbene Hautschuppen abgetragen werden und das Hautbild verfeinert wird.
- Gesichtswasser (Toner): Ist der erste Pflegeschritt nach der Reinigung. Es soll die Haut befeuchten und beruhigen. Wichtig dabei: Der Toner sollte mild sein und kein Alkohol enthalten, da er die Haut sonst austrocknet.
- Essenz: Spendet der Haut Feuchtigkeit und erleichtert die Wirkstoffaufnahme.
- Emulsion: Besitzt eine etwas zähere Konsistenz als Essenz und besteht aus Öl und Wasser. Diese Schicht soll der Haut Fülle verleihen und vor Feuchtigkeitsverlust schützen.
- Serum: Hat je nach zugrundeliegendem Wirkstoff unterschiedliche Aufgaben in der Pflegeroutine. Retinol kann leichte Falten mildern, Niacinamide helfen gegen dunkle Flecken und Bakuchiol wirkt beruhigend.
- Tuchmaske: Ist mit einem Serum getränkt und wird für 15 Minuten auf das Gesicht aufgetragen.
- Augencreme: Soll die empfindliche Haut um die Augen zusätzlich pflegen. Die Creme wird sanft mit den Fingerkuppen in die Haut geklopft.
- Feuchtigkeitscreme oder Sonnenschutz: Abends kommt zum Abschluss eine feuchtigkeitsspendende Creme auf die Haut. Am Morgen darf eine Tagescreme mit hohem Lichtschutzfaktor nicht fehlen, um die Haut vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen.
Korean Skincare kann als Vorbild dienen
Wenn man sich die einzelnen Schritte anschaut, stellt man schnell fest, dass man etwas mehr Zeit für die Pflegeroutine einplanen muss. Das 10-Schritte-Programm mag auf den ersten Blick überzogen anmuten. Man muss aber gar nicht alle Schritte befolgen.
Es könnte für die Haut sogar kontraproduktiv sein, wenn man tagtäglich das ganze Programm durchexerziert, sagt Dr. Emi: „Die Verwendung von vielen verschiedenen Produkten gleichzeitig kann die Hautbarriere eher stören und gegebenenfalls eine periorale Dermatitis hervorrufen oder allergische Reaktionen begünstigen.“ Ein Zuviel an Produkten und Wirkstoffen ruft mitunter Ausschläge, Rötungen und Irritationen hervor.
Dennoch lässt sich das ein oder andere Nützliche aus der koreanischen Hautpflege und ihren Prinzipien für die eigene Pflegeroutine ziehen – zum Beispiel die Besinnung auf Produkten mit natürlichen, pflanzenbasierten Wirkstoffen, die besonders schonend zur Haut sind.
Außerdem kann das 10-Schritte-Programm als Schablone dienen, nach deren Vorbild man seine eigene Routine aufbaut. Für trockene Haut können etwa ein Reinigungsöl und Gesichtsmasken sinnvoll sein, während fettige Haut von regelmäßigen Peelings und talgregulierenden Seren profitiert. Einen Schritt der koreanischen Hautpflegeroutine sollte man aber auf jeden Fall umsetzen: Eine Tagescreme mit hohem Lichtschutzfaktor sollte am Morgen immer den Schlusspunkt bilden – denn das ist der einzige zuverlässige Schutz vor vorzeitiger Hautalterung.